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Begleitmaterial zum Kolping-Film

Der Bayerische Rundfunk hat den Dokumentarfilm „Kolping“ in Auftrag gegeben, der von der Redaktion für Zeitgeschichte begleitet wurde. Robert Atzorn spielte die Hauptrolle. Zu diesem Film wurde Begleitmaterial für den Schulunterricht herausgegeben:

 

1850-1865

 

Inhalt

Die rastlose Arbeit als Seelsorger in Köln, als "Gesellenvater", der sich auch um die sozialpolitischen Verbesserungen des Handwerker- und Gesellenstandes kümmert und sein aufreibendes Engagement als Publizist haben Kolpings seit Jugend angeschlagene Gesundheit ruiniert, so daß er bereits mit 50 Jahren ein todkranker Mann ist. Im Sommer 1865 schafft eine Kur in Ostende Linderung des Leidens, doch nach anstrengenden Auftritten kommt im November 1865 der gesundheitliche Zusammenbruch. Am 4. Dezember 1965 stirbt Adolph Kolping in Köln.

 

Fakten zum Thema

Im Jahr 1852 reist Kolping nach Süddeutschland, gründet Gesellenvereine in Augsburg und München, reiste weiter nach Innsbruck, Salzburg, Linz, Steyr und Wien, wo er ebenfalls Vereinsgründungen initiierte. In Wien gewann er den Religionslehrer Dr. Anton Gruscha zum vertrauten Freund, der später Kardinal von Wien wurde und Kolpings Werk und Idee förderte.

Die Rückreise führte über Prag und Berlin, und überall auf dem Weg lagen Vereinsgründungen; dabei waren die Reisen schwierig und beschwerlich, denn das Eisenbahnnetz wurde erst  aufgebaut, und oft genug mußte Kolping auf die gute alte Postkutsche ausweichen. 1856 reiste Kolping nach Dresden, Prag, Wien, Graz, Laibach, Triest, Agram (Zagreb) und Budapest. Seine letzte große Reise führte Kolping 1863 in die Schweiz nach Einsiedeln, Rorschach, St. Gallen, Chur und Luzern; zurück ging es über Freiburg und Karlsruhe. Wieder gründete er überall Gesellenvereine oder besuchte bestehende Vereine.

In Köln war Kolping inzwischen auch Rektor der Minoritenkirche geworden, deren finanziell aufwendige Restauration er durch Spendenaufrufe  ermöglichte.

Als er mit seinem Freund Dr. Gruscha 1862 nach Rom reiste, fand er in zwei Audienzen im November 1862 bei Papst Pius IX. Anerkennung, Lob und Unterstützung für sein Werk. Kolping war inzwischen zwar nicht psychisch erschöpft, dafür aber physisch ausgebrannt und aufgrund des Raubbaus an seinem gesundheitlich angeschlagenen Körper mit 50 Jahren ein todkranker Mann. Ein quälender Bluthusten - eine schwere chronische und nun akute asthmatische Erkrankung - zwang Kolping auf ärztliches Anraten hin zu einem Kuraufenthalt im Seebad Ostende. Von Todesahnungen sprach schon im Sommer 1865 sein Vorwort für den "Volkskalender 1866"; "So lange ich gekonnt, habe ich gearbeitet; wird's Feierabend früher als Du gedacht, nun, in Gottes Namen."

Wider Erwarten setzte eine schnelle Genesung ein; die frische Seeluft stärkte Kolping so, daß er am 11. September 1865 an der Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands in Trier teilnehmen konnte. Am 16./17.9.1865 erlitt Kolping einen schweren Rückfall; er raffte sich aber auf, um bei der Einweihung des Erweiterungsbaues des ersten Gesellenhauses an der Breite Straße in Köln dabeizusein. Es war seine letzte öffentliche Rede. Herzkrämpfe, schwere Asthmaanfälle und quälende Schmerzen raubten Kolping zeitweise das Bewußtsein.

In den Novembertagung 1865, als sich der langwierige Todeskampf Kolpings schon abzeichnete und Hunderte Gesellen für ihn in der Minoritenkirche beteten, meinte Kolping dazu: "Ich vergönne ihnen die Freude, daß sie mich durch ihre Gebete noch einmal zurückhalten könnten. Wenn ich noch notwendig bin, verschmähe ich die Arbeit nicht. Doch glaube, je mehr Gebet, desto mehr Leiden, Gott erhört ihr Gebet, aber nicht so, wie sie meinen. Sein Wille geschehe an mir; er wird am besten wissen, wie es gut ist für mich und andere."

Am Tag vor seinem Tod wachte auch sein Bruder Wilhelm am Sterbebett Kolpings. Als Adolph Kolping ihn sah, ergriff er das Kreuz, das er aus Rom mitgebracht hatte und reichte es seinem Bruder mit den Worten: "Dies schenk ich dir. Wehr dich damit."

Am nächsten Tag, dem 4. Dezember 1865, nachmittags um 14.00 Uhr, starb Adolph Kolping. Am 7. Dezember 1865 wurde Kolping feierlich und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Köln zu Grabe getragen und nachträglich in der Minoritenkirche bestattet.

 

Die Grabplatte lautet:

 

Hier ruhet

Adolph Kolping

geb. 8. Decbr. 1813

gest. 4. Decbr. 1865

Er bittet

um das Almosen

des Gebetes

 

Kolpings Idee und Werk wirkt bis in unsere Tage und hat neue Dimensionen gewonnen.

Im 19. Jahrhundert arbeiteten auch viele Zeitgenossen Kolping engagiert an der Lösung der "sozialen Frage". Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen entwickelten und begründeten auch ihre Genossenschaftsidee für Handwerker und Bauern. In der katholischen Kirche war es neben vielen engagierten Politikern vor allem der Bischof von Mainz Wilhelm Freiherr von Ketteler, der politisch wirksam für staatliche Sozialreformen eintrat.

Aus den Reihen der evangelischen Kirchen in Deutschland gründet 1833 Johann Heinrich Wichern ein Haus für verwahrloste Jugendliche und 1848/49 die "Innere Mission" zur Jugend-, Alters-, Kranken- und Gefährdetenhilfe. Diese Gründungen gibt es heute noch, sind notwendig und lindern viel akute Not, denn die "soziale Frage" ist noch immer nicht gelöst. Im Gegenteil - sie stellt sich heute neu!